Jetzt reicht es. Manches gönnt man noch nicht einmal seinem ärgsten Feind. Bilder, wie die im amerikanischen Magazin Newsweek, die den russischen Präsidenten Putin in der neuesten Ausgabe zeigen. Die Visagen aus dem „Schweigen der Lämmer“ sind nichts dagegen. Newsweek nimmt auf diese Weise rechtzeitig zur Erinnerung an die einhundertste Wiederkehr des Kriegsausbruches 1914 eine Tradition auf, die sich auch schon einmal den deutschen Kaiser Wilhelm II vorgenommen hatte.

Es fällt schon gar nicht mehr auf, dass sich die Gesinnungsgenossen von Newsweek in der Londoner Fleet Street mit großem Gebrüll der infamen Verteufelung angeschlossen haben. Da wir über einschlägige „Hunnen-Erfahrung“ verfügen, kann man jeden nur warnen. Wer Ziel solcher Verunglimpfung wird, lebt gefährlich, es sei denn, man verhebt sich derzeit gewaltig. Wer auf derartige Weise den gewählten Präsidenten eines Staates, mit dem man im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zusammensitzt, angeht, der braucht keine Kriegserklärung mehr abzugeben.

Newsweek und die britische Krawallpresse reichen völlig aus. Das Ganze erinnert an die Vorgehensweise bei alliierten Bombenangriffen. Das Ziel wurde mittels sogenannter „Christbäume“ angeleuchtet und anschließend dem Erdboden gleichgemacht. Newsweek agiert systemkonform.

Nach jahrelanger Gewöhnung an entsprechende Vorgehensweisen staunt man dennoch über derartige Unverfrorenheit. Malaysische oberste Richter, die in der britischen Rechtstradition stehen, haben Spitzenpersonal unserer angelsächsischen Bündnispartner in die Kategorie „Kriegsverbrecher“ aufgenommen. Bush und Blair sind nach Ansicht dieser Richter Fälle für das entsprechende Tribunal im holländischen Den Haag.

Monitor und andere Fernseh-Programme berichten in diesen Tagen vermehrt über die Gräuel, die alliierte Truppen in Zusammenhang mit dem Afghanistan-Einsatz in diesem Land verübt haben. Irak, Syrien, Libyen und Gaza versinken derzeit in einem Meer von Blut, und dieses Blut klebt auch und vor allem an amerikanischen Händen. Und dann gegen den russischen Präsidenten Putin hetzen, wie es schlimmer nicht mehr geht?

Putin, der in Zusammenhang mit der Tragödie im Luftraum über der Ukraine nicht nur angemessene Worte gefunden hat, sondern auch seine Armee angewiesen hatte, der Weltöffentlichkeit nachprüfbare Fakten zu präsentieren, muss bis heute vergeblich darauf warten, dass man seiner Offenheit –  angefangen bei Obama über Cameron, von Hollande bis hin zu Merkel – entspricht.

Wo sind und bleiben die Aufklärungsergebnisse der in Geilenkirchen stationierten AWACS-Gefechtsführungssysteme, die seit langem jeden Winkel der Ukraine im Visier haben? Warum präsentieren die USA nicht die Erkenntnisse ihrer angeblich dichten Satelliten-Kette?

Stattdessen speist man die Weltöffentlichkeit seitens der NATO und seitens Washingtons mit angeblichen Informationen aus den sozialen Netzwerken ab. Das ist ein unwürdiges Verhalten der Staaten, die zu solchen Mitteln greifen, sei es durch zweifelhafte Mitschnitte angeblich abgehörter Telefongespräche oder – siehe die traditionsreiche Presseagentur Reuters – durch Interviews, die sich später doch nicht so darstellen, wie sie veröffentlicht worden sind

[Anmerkung von Roman Baudzus: wer zu diesem Punkt nachlesen möchte, macht dies bei Mike Shedlock unter folgendem Link zu dessen Bericht Reuters Debunked: Khodakovsky Denies Interview Aspects].

So verhalten sich keine Staaten, die an Aufklärung interessiert sind. Vielleicht ist das auch kein Wunder, denn – ohne jedes Dementi – verdichten sich Hinweise auf die gleichzeitig mit MH 17 in der Luft befindliche Maschine mit Russlands Präsident Putin an Bord. Sie flog demnach ein wenig mehr als dreißig Minuten hinter der malaysischen Unglücksmaschine und war verspätet. Noch schlimmer ist allerdings die durch die westlichen Staaten hingenommene Vorstellung, als könne die Maschine über Separatistengebiet nicht nur abgeschossen worden, sondern auch genau dort zu Boden gegangen sein.

Wer jemals mit Flugunfalluntersuchungen – auch wie im Fall der schrecklichen Katastrophe auf dem US-Stützpunkt Ramstein – befasst gewesen ist, der kann doch nur auf die dabei grundlegenden mathematischen Berechnungen im Sinne von dargestellten Parabeln verweisen. Danach gibt es nicht nur mathematische Gesetzmäßigkeiten für Flugzeuge in zehn Kilometern Höhe, die durch einen Vorfall in ein Unglück gestürzt werden.

Wenn man diese Gesetzmäßigkeiten, die vom Charakter her allgemeingültig sind, hier zugrundelegt, dann liegt die Entfernung zwischen dem Absturzort sowie dem Punkt in zehn Kilometern Höhe, wo sich das Unglück für die Maschine MH17 eingestellt hatte, vom Absturzort fast 100 Kilometer westwärts. Alleine schon diese für eine westliche Regierung zu Normalzeiten zwingende Darstellung hätte das Gebäude der Schuldzuweisung – auch an den russischen Präsidenten Putin – erst gar nicht entstehen lassen.

Solange es niemanden gibt, der diese für jeden Unfall in großer Höhe anzunehmende mathematische Gesetzmäßigkeit in dem vorliegenden Fall begründet und außer Kraft setzt, muss nach der Plausibilität vorgegangen werden. Sind dazu westliche Regierungen nicht mehr fähig? Auch nicht zu einer angemessenen Beurteilung dessen, was in der Ukraine eigentlich los ist? Durch den Rücktrittsversuch des Ministerpräsidenten Jazenjuk und die Auflösung des ukrainischen Parlaments zwecks Neuwahlen wird faktisch jedwede diplomatische Beilegung des Konfliktes in der Ukraine unmöglich gemacht.

Dabei hat es dieser Konflikt allein schon für den Kiewer Teil der Ukraine in sich. Aus der Ostukraine fliehen wegen der Kampfhandlungen die Menschen, nicht nur nach Russland, sondern auch in Richtung Kiew. Es mehren sich die Hinweise, dass dabei diejenigen, die in Richtung Kiew fliehen, dort wie Feinde behandelt werden. Frauen müssen Gräben ausheben, Männer werden zwangseingezogen. Angeblich sind bereits 2/3 der ukrainischen Armee desertiert und haben dabei ihre Waffen und Gerät mitgenommen.

Wer in der Armee bleibt, erhält keine ausreichende Verpflegung und seit Monaten kein Geld. Dabei schreitet der Prozess der Internationalisierung des Konflikts voran, sollten die Nachrichten zutreffen, nach denen auf Seiten der ostukrainischen Landwehren in zunehmendem Maße Spanier und Dänen – von Tschetniks gar nicht zu sprechen – mitkämpfen. Wie sagte doch eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin: „Jetzt reicht es“.

Nur, dieser Ausruf richtet sich nicht gegen Präsident Putin, sondern an die Adresse des Hausherrn, der Bundeskanzlerin, den NATO-Generalsekretär und vor allem den amerikanischen Präsidenten Obama. Die NATO hat seit der Bombardierung Belgrads eine Menge fertig gebracht. Jetzt organisiert sie sich zum ersten Male einen „failing state“ namens Ukraine und verschweigt ihre Erkenntnisse über MH17.

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